Zum Thema „Auf dem Weg zur Energiewende: Investitionen in den Faktor Vertrauen“
In der Woche vom 16. bis zum 21. September 2012 nahmen Studierende unterschiedlicher Fachrichtungen in einem simulierten Stakeholder-Dialog zum Thema Netzausbau die Rollen von Vertretern der Bundesregierung, der Kommunalpolitik, der Energiewirtschaft, der Industrie, der Bürgerbewegungen und der Umweltverbände ein.
Zuvor waren sie von Experten der genannten Gruppen sowie vom Wittenberg-Zentrum thematisch vorbereitet worden. Eine Jury bewertete im Anschluss an die Simulation des Stakeholder-Dialogs die Argumentationen im Hinblick auf ihre ethische und fachliche Qualität. Sie setzte sich zusammen aus Eckhard Naumann, Oberbürgermeister der Lutherstadt Wittenberg, Dr. Peter Lubitzsch, Technischer Leiter der Stadtwerke Wittenberg und Geschäftsführer des Verbandes kommunaler Unternehmen Sachsen-Anhalt, Prof. Andreas Suchanek, Vorstand am WZGE und Lehrstuhlinhaber an der HHL-Handelshochschule Leipzig sowie Dr. René Mono, Geschäftsführer der 100 prozent erneuerbar stiftung.
Die Ergebnisse des Dialogs im Überblick:
- Die mit der Energiewende einhergehenden Konflikte können nur bedingt durch Gesetze und Institutionen gelöst werden. Infolge des raschen Beschlusses sind Verfahrenswege und Instanzen vielfach noch im Aufbau.
- Wissenschaft und Forschung liefern für die mit der Energiewende einhergehenden Fragen zwar Orientierung, können aber keine umfassende, von allen Seiten akzeptierte Lösung bereitstellen.
- Dialog ist daher unverzichtbar: Notwendig ist eine Verständigung nicht nur über die gemeinsamen Ziele, sondern vor allem auch über die Bedingungen der Energiewende.
- Die Einigung auf eine solche Ausgangsbasis verlangt von allen beteiligten Gruppen die grundlegende Bereitschaft zum Perspektivenwechsel und zur Kooperation.
Trotz harter und kontroverser Diskussionen über die vorab bestimmten Handlungsfelder konnten sich die Gruppen letztlich auf drei Lösungsansätze verständigen: alternative Trassenführung, Erdverkabelung und Gründung einer Ausgleichsstiftung.
Als hilfreich erwies sich dabei ein zweistufiges Vorgehen: Zunächst verständigten sich alle Gruppen auf ein geteiltes Problemverständnis. Anschließend fanden die Befürworter und die Gegner des Trassenausbaus jeweils zu einer gemeinsamen Position zusammen, so dass letztlich nur noch zwei anstatt sechs Parteien verhandelten.
Die Beobachter der Simulation zeigten sich vom Engagement und der Kompetenz der Nachwuchskräfte beeindruckt. „Ich würde mir wünschen, dass die Debatten in der Praxis ähnlich sach- und dialogorientiert ablaufen würden“, kommentierte Dr. Peter Lubitzsch von den Stadtwerken Wittenberg den Verlauf der Veranstaltung. Die theoretischen Erkenntnisse der Simulation fasste Dr. Martin von Broock, Mitglied im Stiftungsvorstand des WZGE, wie folgt zusammen: „Wenn Akteure zur Konfliktlösung nicht auf Regeln oder Instanzen zurückgreifen können, müssen sie sich dem Dialog stellen. Daraus folgt: Ohne ein Mindestmaß an Kooperationsbereitschaft und Vertrauen könnte das Gemeinschaftswerk Energiewende scheitern.“
„Die Dialogveranstaltung ist ein vorbildliches Projekt für die RWE Stiftung. Uns ist es ein wesentliches Anliegen, jungen Menschen die Komplexität der Energiethematik zu vermitteln und sie darauf vorzubereiten, fundierte eigene Entscheidungen zu treffen“, so Dr. Stephan Muschick, Geschäftsführer der RWE Stiftung.
Das WZGE wird die Ergebnisse der Energie Akademie aufarbeiten und in seine laufenden Projekte mit Politik, Energiewirtschaft, Industrie und gesellschaftlichen Gruppen einfließen lassen.